2012

MUSEUM ABTEIBERG, MÖNCHENGLADBACH
EIN AHNUNGSLOSER TRAUM VON PARK/ UNBEFLECKTES ENDE
MARK PEPPER
8.JULI 2012/ PERFORMANCE

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Abteiberg-Museum feiert 30. Geburtstag: Performance mit Pepper
Von Jutta Finke-Gödde

Mönchengladbach. „Lösten mit verkrampften Händen den letzten Schuss gegen sich selbst“, liest Mark Pepper und richtet sich aufrecht auf. Manchmal halten sich seine Hände am Sprechpult fest, manchmal bewegt er seinen Körper im Takt des Sprechens. Oder er spricht in ein Megafon, das seine Stimme zu einem scheppernden Knarren verfremdet. Jetzt steht Mark Pepper ganz still. Auch die Musik setzt aus: „Entspannung in Bagdad“, sagt der Mann, der in seinem Anzug und den glatt nach hinten gekämmten Haaren ein Banker sein könnte.

Die Abendsonne beleuchtet ihn auf der Bühne wie Scheinwerferlicht, während sich in den Fenstern des Museums Abteiberg sein Bild und die Bühne spiegelt. Sie steht vor einigen Zuschauerreihen im Außenbereich des Museumscafés ganz am Rand des Skulpturenparks. Eine kleine Nische unter Bäumen, abseits der Samstagabend-Aktivitäten, die üblicherweise um diese Zeit in der Altstadt beginnen.

Von irgendwo aus der Stadt schallen die Klänge eines bekannten Musiktitels herüber. Pfeile haben Interessierten den verschlungenen Weg hierher gewiesen. Es ist die zweite Veranstaltung im Rahmen des mehrjährigen Außenprojektes „Ein ahnungsloser Traum von Park — der Park als städtische Bühne“. Mit seiner Performance „Unbeflecktes Ende“ macht Pepper den Abschluss von drei Auftritten.

Vor ihm haben Mönchengladbachs Autor und Bühnenpoet Jonas Jahn und andere Poetry-Slam-Texter die Bühne belebt. Anke Fuchs trägt ihre Trilogie „Ich packe meinen Koffer“ vor — witzige und sehr poetische Texte, wohlklingend gesprochen in der entspannten Atmosphäre eines lauen Sommerabends.

Der Nachfolger macht es dem Publikum mit seinen Texten nicht leicht. Seine Performance irritiert, bloßes Konsumieren gelingt nicht und auch keine Distanz. Zwei Frauen entscheiden sich zu gehen. Eigentlich sollte der Komponist Steffen Paesler neben Mark Pepper am Klavier sitzen. Weil der kurzfristig krank wurde, musste der Performance-Künstler improvisieren und die Musik vom Band abspielen. Ein Klavier setzt ein, Gitarrenspiel von Jan Ackermann folgt. Es sind beinahe harmonische, gefällige Klänge unterbrochen von Tönen, die wie Störungen im Mikrofon klingen: „Wörter, Texte, Konversation — die Sprache ist nicht direkt“, sagt Mark Pepper.

Seine Performance ist vorbei, das Publikum verlässt den Ort: „Kommen Sie wieder. Im September geht es weiter “, sagt die Museumsdirektorin Susanne Titze. Zum 30. Geburtstag des Avantgarde-Museums soll der Skulpturenpark an immer wieder anderen Plätzen und unterschiedlichen Veranstaltungsformen neu belebt werden.

 


 

DORTMUNDER KUNSTVEREIN
STADT MIT VOLLAUSSTATTUNG
MARK PEPPER & THOMAS WOLL
INSTALLATION

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Mark Pepper, Thomas Woll,
Stian Ådlansvik, Lutz-Rainer Müller,:

Stadt mit Vollausstattung
Dortmunder Kunstverein 17. März – 21. April 2012

Der erste Teil des Projektes von Pepper/Woll & Müller/Ådlandsvik ist ein Weg bahnender Eingriff in die räumliche Struktur des Dortmunder Kunstvereins. Die Verschränkung des halböffentlichen Kunstraums mit dem öffentlichen Raum der Stadt Dortmund geschieht durch die Öffnung des Ausstellungs- in den Außenraum. Der nun für jeden Vorbeigehenden betretbare Raum thematisiert die Schnittstellen zwischen öffentlichen und privaten Räumen. Die Reflexion über deren Möglichkeiten und Funktionen ist zentrales Element der Ausstellung und soll nicht nur durch die Künstler, sondern auch durch den Besucher vollzogen werden. Es ist ein geschlossener, aber gleichzeitig geöffneter, öffentlicher Raum, der Merkmale eines privaten aufweist. Dieser an sich ist nicht nur Schutzraum – Wand und Dach – für den Besucher, sondern steht selbst unter Schutz, indem seine wichtigsten Funktionen vor Zerstörungen geschützt werden.

Als Folge wird der Raum dysfunktional: Heizung, Schalter, Lüftung sowie Steckdosen sind vor Destruktion oder Missbrauch gesichert und dadurch entfunktionalisiert. Lediglich eine im Raum platzierte Skulptur, ein auf einem Stein aufgebrachter – voll funktionstüchtiger – Parkscheinautomat, bietet die einzige Möglichkeit im Raum Befindliches aktiv zu nutzen. Ein Parkschein steht für den käuflichen Erwerb eines über eine begrenzte Zeit privaten Raumes und damit sinnbildlich für die Schnittstellen, die die Ausstellung thematisiert.

Der Ausstellungsraum wird darüber hinaus zu einem Freiraum für den Besucher – es ist kein Raum der ausschließt, sondern allen Zutritt gewährt, dabei allerdings nicht zu einem Nutzraum, da er all seiner Eigenschaften – außer als Schutzraum – beraubt ist. Der Raum wird selbst zum Objekt. All seiner ursprünglichen Funktionalität beraubt stellt er damit genau das Gegenteil dessen dar, was das Skulpturprojekt „Stein mit Vollausstattung” für den öffentlichen Raum werden soll. Das Projekt macht ein nicht nutzbares Objekt – einen Stein – funktional!

Die Künstler stellen einen Zwischenraum aus, der als Freiraum angenommen werden kann – wie dieser schlussendlich von den Besuchern verstanden und genutzt wird, liegt allein in ihren Händen.
Die Ausstellung eröffnet am 17. März um 19:00 den Interpretationsspielraum.