ALTE BONBON FABRIK | 2013

ALTE BONBONFABRIK
ADDIS ABEBA – NEW YORK
MARK PEPPER & PEYMAN AZAHRI
13.5.2013 – 26.6.2014
DÜSSELDORF 2018

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Addis NEW Abeba YORK | Ausstellung – Alte Bonbonfabrik | Düsseldorf 2013

Dort draußen warten die Wölfe – Mark Pepper und Peyman Azhari zu den Metropolen Addis Abeba und New York City

Mark Pepper ist an psychischen Abläufen im öffentlichen Raum interessiert. Die in verschiedensten Medien gefertigten Arbeiten spiegeln auch sein Interesse für den öffentlichen Raum und seine Regeln. Die Ölwachs- und Wachszeichnungen von Straßenszenen in Addis Abeba sind bevölkert von wilden Tieren, wie Eulen, Hyänen und Wölfen, die Zähne fletschend durch die Straßen streunen. Die Natur der Tiere steht genauso wie die traditionell gekleideten Alten in deutlichem Kontrast zu den Baucontainern und Pickups, die den öffentlichen Raum bestimmen. Die Fotografien seiner Portraitskulpturen aus Papiermaché auf Eisengeflecht verwittern wie die alten Steinfiguren an Monumenten. Am höchsten Punkt der Ausstellung, ganz oben im Treppenhaus, wacht die Papiermaché-Skulptur „Der Papst“, ihre Arme weit geöffnet, als würde sie die Hände einer Wahrsagerin entgegen strecken. Das verfallene Aussehen dieser Figuren wird durch die Oberflächenbehandlung verstärkt – es wirkt als würden Flechten und Moose sich ausbreiten. Die Serie „Friendly Fire“ setzt sich zusammen aus einer in Ölwachs gezeichneten Insektenarmee, deren Gliedmaße in Maschinengewehre übergeht und aus recyceltem Material gefertigten Soldaten. Ihre Aufgabe ist, so scheint es, den heimischen, unbedingt zu schützenden Gartenzaun zu verteidigen.
Die Unterschiedlichkeit der verwendeten Medien, aber auch der Herangehensweise beider Künstler lässt einen interessanten Dialog nicht nur zwischen den künstlerischen Positionen von Pepper und Aszari entstehen, sondern wirft darüber hinaus einen facettenreichen Blick auf die beiden Städte Addis Abeba und New York City. Peyman Azharis Fotografien sind Beobachtungen der Lebendigkeit, aber auch des Verlorensein in der Großstadt. Aus einer zurückhaltenden, distanzierten Perspektive schildern sie die Bewohner und damit zugleich die Stadt. Die Zeichnungen, Malereien und Skulpturen Mark Peppers lenken direkt in eine kritische Richtung, wir machen uns Gedanken über die Gefährdung der Natur durch den Menschen oder den Spießbürger in uns. Bei Azhari ist es die verführerische Schönheit des Alltäglichen, bei Pepper ein schelmisches Augenzwinkern, das die Werke über die Darstellung der Stadt auf eine Ebene der Schilderung des Menschlichen trägt. Dorthin, wo der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.

Sandra Dichtl, künstlerische Leiterin Dortmunder Kunstverein